Performance/Intervention in public space, Stuttgart, Germany / Strasbourg, France, 2021/22.
Two years of pandemic situation have shown how fragile our supposedly stable world order is. The project "Uncertain Things" is a personal statement on this crisis, a call to consider and accept the possibility of failure in all areas of life.
"To be a good human being is to have a kind of openness to the world, the ability to trust uncertain things beyond your own control that can lead you to be shattered."
This quote from the American philosopher Martha Nussbaum is divided into sequences and sewn onto twelve kites. The kites are self-designed and made from gray spinnaker silk.
They flew in the sky over the European twin towns Stuttgart and Strasbourg on windy days in autumn/winter 2021/22, led by volunteer participants.
The wind that carried the kites varied the order of the text, played with speed and rhythm of the movements, always in danger of crashing to the ground.
The project is a cooperation with the HEAR (Haute École des Arts du Rhin) Strasbourg and was made possible by the City of Strasbourg and the Kulturamt der Stadt Stuttgart as part of the Résidences Croisées Stuttgart / Strasbourg.
Funded by Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.
Als Caro Krebietke die Idee mit den Drachen kam, befand sie sich hoch im Norden auf einer windumtosten Insel vor der Küste Norwegens. „Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist“: Schon in der Bibel wird diese dem Wind so eigene unbändige Unberechenbarkeit durch die Analogie mit dem Heiligen Geist spirituell eingehegt. Die Stuttgarter Künstlerin Caro Krebietke indes hegt nicht ein, sie nähert sich inmitten einer alle Gewissheiten über den Haufen werfenden Pandemie der windigen Unwägbarkeit philosophisch an. In großen transparenten Lettern, die den Himmel hindurchscheinen lassen, platziert sie ein Zitat der Philosophin Martha Nussbaum auf zwölf genähte Seidendrachen: „Ein guter Mensch zu sein bedeutet, eine gewisse Offenheit gegenüber der Welt zu haben, die Fähigkeit, ungewissen Dingen zu vertrauen, die man nicht kontrollieren kann und die einen erschüttern können“, so der Text auf Deutsch. Ein Film der Drachen im Himmel von Straßburg und Stuttgart und die Drachen an den Wänden als Relikte der Aktion zeugen davon, wie die zarten Geschöpfe den Widrigkeiten und Unsicherheiten der Welt und des Windes trotzend durch die Luft tanzen können. Jederzeit kann die Schnur reißen, eine Böe sie niederdrücken, doch sie wirbeln durch das Hier und Jetzt und lösen im Betrachter wegen ihrer Freiheit eine geradezu unbändige Freude aus. Die Drachen, sie sind ein wundervolles Sinnbild für das Umarmen der Unsicherheit. Denn würden sie sich in ihre Trutzburg zurückziehen hinter Mauern und Zäune, sie könnten nicht mehr fliegen.
Vivien Sigmund, excerpt from the speech for the opening of the exhibition “Aller - Retour”, November 11, 2022, Stuttgart, city hall.